Impulsvorträge
Antiziganismus im Bildungsbereich – am Beispiel Schulen und Kitas
Dr. Guillermo Ruiz, Geschäftsführer der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA)
Bildung entscheidet über Lebenswege und das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Dieses Recht wird in Deutschland für Personen, die von Antiziganismus betroffen sind, systematisch und rassistisch fundiert eingeschränkt. Die bei der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus gemeldeten Vorfälle zeigen ein erschreckendes Ausmaß von Diskriminierung sowie Angriffen, Bedrohungen und Beleidigungen, denen Sinti und Roma in Bildungseinrichtungen ausgesetzt sind. Wie hängen die antiziganistischen Erscheinungsformen miteinander zusammen und was muss getan werden, um diese spezifische Form des Rassismus im Bildungsbereich wirksam zu bekämpfen?
Vom Umgang mit Konflikten – aus der Praxis der Schulsozialarbeit
Katharina Hübner und Didier Van Damme – Schulsozialarbeiter*innen
Konflikte, die uns an Schulen begegnen, beinhalten häufig Vorurteile und auch diskriminierende Elemente. Wir erleben in der Schulsozialarbeit – neben vielen anderen Themen und Aufgaben – Konflikte, die sich auf Minderheiten oder Gruppen beziehen. Dabei kommt uns häufig die Aufgabe zu, die Konflikte mit den Beteiligten aufzuarbeiten. Hierzu finden Gespräche statt, das Geschehene wird in der Regel von den Beteiligten dargestellt und wir versuchen die Hintergründe zu verstehen, die zu der Eskalation geführt haben. Außerdem versuchen wir die Vorurteile mit den Kindern und Jugendlichen zu erkennen und zu hinterfragen.
In unserer präventiv ausgerichteten Schulsozialarbeit verfolgen wir die Ziele, auf allen gesellschaftlichen Ebenen und an Schule für Vorurteile und Diskriminierung zu sensibilisieren und einen respektvollen und
empathischen Umgang zwischen und mit den Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Hierzu gehört es, einen Zugang zur Reflexion eigenen Verhaltens zu schaffen und den Blick auf die Konsequenzen beim Gegenüber zu schärfen. Dabei geht es insbesondere um eigene Gefühle und Bedürfnisse und die Bedürfnisse des Anderen.
Rassismuskritik in der Institution Schule und in der Lehrkräfteausbildung
Dr. Olga Zitzelsberger – Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin
Im wissenschaftlichen Diskurs haben das Wissen um hierarchisierende soziale Konstruktionen von Differenzen sowie deren Verschränkungen eine lange Tradition. Der notwendige Transfer in den schulischen Kontext verläuft viel zu langsam und wird durch viele Faktoren verzögert. Gleichzeitig sind Schulen und Lehrkräfte zentral, um unsere Migrationsgesellschaft zukunftsfähig zu gestalten. In diesem Impuls werden insbesondere drei Aspekte einer rassismuskritischen Perspektive auf die Institution Schule betont:
- Institutioneller Rassismus
- Lehrmaterialien
- Lehrkräfte
Darüber hinaus werden einige Aspekte vorgestellt, wie (angehende) Lehrkräfte rassismuskritisch gebildet werden können.
Entwicklung einer demokratischen Schulkultur
Christa Kaletsch – freiberufliche Autorin und Fortbildnerin zu Demokratie- und Menschenrechtsbildung
Zuschreibungsmechanismen, in denen Menschen zu Anderen gemacht werden, stellen das demokratische Miteinander grundlegend in Frage. Denn jegliche Formen von diskriminierenden, rassistischen und antisemitischen Othering stellt die selbstverständliche Zugehörigkeit und Teilhabe der davon negativ betroffenen Personen in Frage. Ein solches die kinderrechtlich verbrieften Rechte auf Unversehrtheit und Entwicklung verletzende Praxis entfaltet eine grundlegende Atmosphäre, die alle Kinder, Jugendliche – aber auch ihre Erziehungsberechtigten und die von diskriminierenden Praxen ebenso betroffenen Lehrkräfte verunsichert. Es ist daher von zentraler Bedeutung diese ernst- und wahrzunehmen und entsprechende, die Betroffenen schützende Handlungsstrategien zu entwickeln. Gerade in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Antiziganismus besteht dabei jedoch noch immer ein großer Entwicklungsbedarf.